Georgien hat landschaftlichen eine Menge zu bieten. Von der Schwarzmeerküste mit Palmen, Bambus und Eukalyptusbäumen, Wüste in Richtung Aserbaidschan und natürlich mit dem kleinen und großen Kaukasus im Süden beziehungsweise Norden Berge und nochmals Berge.
Wir starteten unsere Reise durch Georgien an der Küste. Genau wie auf der türkischen Seite, wird an der Küste auf georgischer Seite Tee angebaut. Das heißt sanfte, saftig grüne hügelige Landschaft. Außerdem wird irgendein Holz verbrannt, sodass es wie in Buddhistischen Tempeln riecht. Dieser Geruch lag überall in der Luft aber nicht unangenehm, sondern sehr indisch, orientalisch. Witzig ist auch die Kombination von Palmen vor typisch russischen Plattenbauten.
Wir waren müde und suchten uns deshalb nach dem Grenzübertritt einen Stellplatz direkt am Meer. Dort am Wasser waren schon ein paar Rentner um zu angeln. Die Technik war interessant: Die „Angel“ besitzt am Ende ein Gewicht, dann kommt ein Gummiband und dann Schnur mit Haken daran. Das Gewicht wird wie ein Lasso geschwungen und ins Wasser befördert. Möchte man die Haken überprüfen, muss man nur an der Schnur ziehen, das Gummiband dehnt sich. Wird die Schnur wieder losgelassen, entspannt sich das Gummiband und zieht alles wieder zurück. Die Renter saßen circa 100 Meter auseinander, Neuankömmlinge wurden begrüßt, der Wurf ins Wasser lauthals bewertet und auch gezankt, wenn beispielsweise ein Neuankömmling zwar gut und weit geworfen hatte aber irgendwie quer über der Schnur des Nachbarn hing. Sehr witzig.
Wir verbrachten den Abend am Wasser mit Constantin einen 70 jährigen Georgier, der ganz gut und im Laufe des Abends immer besser Deutsch sprach. Am nächsten Morgen kam er nochmal vorbei und brachte Lukas zwei Liter Milch von seiner Kuh.
Danach erledigten wir zunächst die wichtigsten Dinge: Einkaufen, Wasser tanken, Diesel tanken für umgerechnet 80 cent/Liter, da kann man mal beide Tanks vollmachen und eine Handykarte kaufen. Aufgeladen werden die Sim-Karten an Automaten, die überall herum stehen. Da uns die georgische Schrift allerdings wie Hieroglyphen erscheint, waren wir wieder einmal erfreut über unglaublich freundliche und hilfsbereite Menschen. Sofort nahm sich uns einer an und regelte alles, Lisanne bekam einen Luftballon geschenkt und wurde auf dem Arm genommen. Zwar waren es meistens nur 3-4 Sekunden bis Lisanne schrie, aber die Leute waren glücklich.
An diesem Tag hatten wir keine Lust lange zu fahren. Nach unserem Frühstück an einem Fluss neben einem Friedhof, (die Georgier haben auf ihren Steinen die jeweiligen Personen wahlweise vor ihrem Auto abgebildet, gewöhnungsbedürftig)
suchten wir uns erneut einen Platz an der Schwarzmeerküste.
Ein toller Platz war schnell gefunden, am Horizont der kleine und große Kaukasus. Dort haben wir Lisannes Windelwäsche gewaschen und getrocknet und den restlichen Tag nur noch gefaulenzt.
Von einer Gruppe Schweizer, die wir am Abend noch trafen, bekamen wir die Empfehlung zur Cave City in Vardzia zu fahren. Dabei handelt es sich um eine Stadt, die im 12. Jahrhundert in den Fels geschlagen wurde und im Verteidigungsfall bis zu 50.000 Menschen beherbergen konnte. Wasserversorgung, Latrinen, etc. inklusive. Ich wollte gerne einen schönen Pass dorthin nehmen, anstatt die schnellere Route durch das Tal auf der Hauptstraße entlang. Allerdings endete unser Weg über den Pass plötzlich und ohne Vorwarnung mitten im Skigebiet von Bakuriani. Es gab keinen Hinweis vorab. Keine Umleitung. Nichts. Ein russisches Ehepaar, dass dort oben Verwandte besuchte, erzählten mir der Zkhrats’karo Pass (2454 m) über den Karakaja Berg (2850 m) sei um diese Jahreszeit immer zu. Schade. Also mussten wir am nächsten Tag alles zurück bis nach Borjomi und doch die Straße im Tal entlang. Die Russen schenkten uns aus lauter Mitleid noch ein Fladenbrot aber Essen mussten wir an diesem Abend glücklicherweise nichts mehr, da wir uns unterwegs ein sehr leckeres Honigbrot gekauft hatten. Circa zehn Kilometer lang winkten uns und anderen Vorbeifahrenden Omis und Opis mit etwas Unidentifizierbarem vom Straßenrand zu und hatten Tonscheiben auf einem Regal neben sich stehen. Die Tourifalle ist zugeschnappt, wir waren neugierig und hielten an. Aber es hat sich gelohnt, sehr lecker.
Der Umweg, den wir fahren mussten, hatte aber auch was Gutes. Circa 20 Kilometer vor Vardzia hielten vor uns zwei Wohnmobile mit deutschen Kennzeichen. Sie wollten auch zu den Caves. Wie sich später rausstellte, bestand die Reisegruppe aus insgesamt drei Wohnmobilen mit zwei Sachsen + Hündin Flora, zwei Südafrikaner und einem Kasseler. Sie haben gemeinsam ungefähr die gleiche Reiseroute innerhalb von sechs Monaten geplant wie wir. Am Parkplatz von den Caves fuhren wir einfach weiter die Wiese entlang und stellten uns dort hin. Ein Teil der Gruppe lief direkt hoch zu den Caves, der restliche Teil, Lukas, Lisanne, die mittlerweile ein ausgedehntes Mittagsschläfchen eingeläutet hatte und ich genossen den Nachmittag in der Sonne. Am Abend gingen wir in einem Restaurant, das zu den Caves dazugehörte essen. Lukas und die anderen studierten intensiv den georgischen Wein und es wurde sehr witzig. Die Südafrikaner konnten nur wenig deutsch, die Sachsen kein Englisch und der Abend gipfelte in Witzen, ob nun die Südafrikaner oder Sachsen am Ende der Reise vom Kasseler das meiste Deutsch gelernt haben würde.
Nach dem Abendessen kehrten wir zu unseren Autos zurück und genossen den Ausblick auf die Caves, die bei Dunkelheit angestrahlt werden.
Für uns blieb der Blick auf die Caves bei Nacht am schönsten in Erinnerung, der Blick von oben am nächsten Morgen war zwar auch schön und interessant aber von unten unberührter, da Geländer und Betonauffüllungen nicht zu sehen sind. Aber da dort täglich mehrere Hundert Touristen hochlaufen muss das wohl sein!
Unsere Freunde hatten sich derweil schon auf den Weg nach Gori, der Geburtsstätte von Stalin gemacht, um dort ein gleichnamiges Museum zu besichtigen. Wir hatten erst einmal wieder genug von Touristen Attraktionen und versuchten diesmal den Tukmatash Pass (2163 m) von Ninotsminda in Richtung Tiflis zu nehmen.
Übrigens, wer auf dem Rückweg von Vardzia zur großen Straße nach Khertvisi aufmerksam die Felsen betrachtet, findet vereinzelte weitere Höhlen und Bauten am Berg in schwindelerregender Höhe.
Kurz vorm Pass diesmal eine Anzeige, dass dieser Pass geöffnet sei. Super! Wunderschöne Überfahrt. Leider schon sehr wenig Schnee aber tolle Berge und Seen und am nächsten Morgen sehr dichter Nebel. Licht anmachen trotz Nebel, sowas kennen die Georgier offensichtlich nicht. Warum auch? Überholen geht immer. Also wurde es mal wieder spannend 😀
Von einem Erlebnis auf dem Pass wird Lukas demnächst noch was berichten!
In Tiflis angekommen, suchten wir erst einmal einen schönen Standplatz für die Nacht und fanden einen am Tiflis See. Dort machten wir ein Päuschen, ich habe Lisannes Windeln ausgewaschen und war dann noch was mit Binti schwimmen. Aber Binti ist seit Neusten ein Schisser und ist immer wenn eine Welle kam, schnell wieder zurück ans Land. Selbst auf meinem Arm wollte sie nicht bleiben, wie wir es schon oft gemacht haben. Daran werden wir auf der Reise aber noch arbeiten!
Am Nachmittag fuhren wir in die Altstadt von Tiflis, liefen dort etwas herum, aßen unter anderem das Nationalgericht Chinkalis und kehrten dann zurück zum See.
Am nächsten Tag machten wir uns auf dem Weg in Richtung russischer Grenze und in ein Gebiet, dass mir am Anfang etwas Sorgen bereitete und die Idylle, die wir bisher in Georgien erlebten hatten, wich in meinen Vorstellungen dem Schrecken der Geschichten des Kaukasuskrieges von 2008. Kaum vorstellbar aber die zwei Regionen Abchasien und Südossetien in diesem modernen, freundlichen Land dürfen nicht betreten werden, da diese Regionen abtrünnig sind und vom russischen Militär „verwaltet“ werden. Außerdem hatte ich einige Reiseberichte gelesen, die alle Wörter wie „gefährlich“, „Niemandsland“, „Abgrund“ für den Weg zur russischen Grenze benutzt hatten. Aber einen anderen Weg und Grenzübergang nach Russland gibt es für Ausländer nicht als über die Dariali / Hoher Lars und dort liegen noch einige Touri-Hot-Spots, die werden ja auch gut besucht. Sobald wir jedoch auf der Georgischen Militärstraßen /M3 (so heißt die Straße zum Grenzübergang, da diese Straße bis zur Öffnung des Grenzübergangs für Ausländer im Jahr 2012 fast ausschließlich vom Militär befahren wurde und es deshalb keinen anderen Namen gab) waren meine Sorgen ob der Gefährlichkeit der nahen abtrünnigen Gebiete wie weggeblasen, dafür kamen andere hinzu. Nämlich, ob man hier sein Ruhe haben kann. Denn: Ein Kleinbus nach dem anderen der Touris von Tiflis nach Stepanzminda zur Dreifaltigkeitskirche (Gergeti Trinity Church), zur Festung nach Ananuri sowie hierhin und dorthin (im Winter auch in das Top Skigebiet Georgiens) brachten. An der Festung Ananuri sammelten wir zwei Anhalter, ein Inder und ein Spanier, die ein Paar Tage in dem Gebiet verbringen wollten, ein und nahmen die beiden mit über den Dzhvris Pass (2379 m) bis nach Stepanzminda. Es wurde eine sehr witzige Tour mit den beiden durch wunderschöne Landschaft. In Stepanzminda angekommen, suchten die beiden sich ein Hostel und wir wollten nach einer Pause, in der Lisanne in Ruhe schlafen konnte, gemeinsam mit ihnen hinauf zur Dreifaltigkeitskirche. Uns wurde der Touri-Rummel aber schnell zu viel also verabschiedeten wir uns von ihnen und suchten uns ein Tal weiter einen schönen Standplatz von dem aus wir am nächsten Tag in Ruhe die Grenze nach Russland überqueren konnten.
Auch auf russischer Seite ist die Kaukasusregion ebenfalls noch unruhig. Die Regionen Tschtschenien und Dagestan sollen nur wenn unbedingt notwendig betreten werden und auch von den Regionen Inguschetien, Nordossetien und Kabardino-Balkarien wird vom Auswärtigen Amt dringend abgeraten. Wir haben, auch in Absprache mit freundlichen Grenzpolizisten, die Route durch Nordossetien und Kabardino-Balkarien genommen. Außer der Polizei- und Militärkontrollen, die alle 20 km stattfanden und sehr nervig waren, da einfach immer wieder das gleich gefragt, aufgezeichnet und begutachtet wurde, kamen wir durch dieses Gebiet aber auch schnell durch und die Stimmung dort wirkte entspannt. In Pjatigorsk einer russischen Kleinstadt außerhalb der Kaukasusregion (Region Stawropol) haben wir den Abend mit Schaschlik gemütlich ausklingen lassen.
Ein paar Tage später trafen wir zwei Deutsche mit Reisemobil, die durch Tscheschenien und Dagestan durchgefahren sind und die beiden berichteten, dass dort zwar noch mehr Polizeikontrollen stattfanden und dort korrumpiert wurde ohne Ende aber es dort sonst eigentlich entspannt war. Das zerstörte Grosny sei einer Großstadt mit Charme und Glanz à la Dubai gewichen.
Für mich persönlich, besonders mit Baby, muss ein solcher Nervenkitzel durch eine Reise in solche Gebiete jedoch nicht sein. Da fehlt mir wohl das Abenteurer- Gen!
Die abenteuerlichen Berichte über die Georgische Militärstraßen im Vorfeld rühren wohl daher, dass der Pass fahrtechnisch relativ anspruchsvoll ist, besonders im Winter. Dort aufgrund eines Schadens stehen bleiben zu müssen oder die Sorge, dass einem einer der Entgegenkommenden in den Haarnadelkurven touchiert, macht wohl viele nervös. Da wir jedoch von einem immens begabten, umsichtigen, tollen und extrem gutaussehenden (und darauf kommt es schließlich an oder?!) Fahrer kutschiert wurden, hatten Lisanne, Binti und Ich diese Sorgen natürlich nicht.
Georgien ist auf jeden Fall einen Besuch wert, den ich empfehlen kann und auch gerne, sollte es sich ergeben, nochmal wiederholen würde!
Nathi
Liebe Natty, nein, ich gewöhne mir es jetzt wirklich mal an: NATHI! Danke für den so umfangreichen Bericht, herrlich dass wir auf diese Weise alles nachvollziehen können! Von diesen Caves habe ich noch nicht gehört/gelesen; das ist wahrlich ein Erlebnis gewesen. Es geht sicherlich über unsere Vorstellungskraft hinaus sich vorzustellen, wie die Menschen dort hin und wieder über Tage, Wochen, Monate lebten!! Trefft Ihr zu einem späteren Zeitpunkt die anderen Wohnmobil-Fahrer wieder?
Was Binti, die kleine „Schisserin“ angeht, vielleicht ist sie auch hin und her gerissen, wen sie mehr „bewachen“ muss, Dich die Schwimmerin, oder ihr ( schwer verletztes) Herrchen mit Lisanne . Lukas, was ist passiert?
Aber gut zu wissen, dass der äußerst souveräne , gut aussehende Fahrer in den besten Jahren sowohl Lisanne, wie auch Binti und Dich gut über den Pass brachte;! ER ist halt ein Glücksfall für alle!!! Ich freue mich auf weitere Berichte! Lukas, die Verletzung geht vorüber, zur Not steuert Nathi, warum sonst hat sie den LKW-Führerschein dieser Klasse gemacht????
Alles Liebe und Gute, bleibt (werdet) gesund, gute Fahrt, Bussi, Ulla, Omi, Uri (Uhu)
Lukas hat nur ne kleine Schleimbeutelentzündung.
Wir haben die witzigerweise schon wiedergetroffen! In Elista in Russland. Die sind allerdings von da aus weiter Richtung Wolgograd und wir nach Astrachan. Mal sehen…die wollten vom Norden durch Kasachstan durch. Vielleicht sehen wir uns dann nochmal ?
Schreibt bitte weiter, macht sehr viel Spaß! Meine Eltern sind auch mit Spannung dabei!
Hi gyu!Good way to you! when you will invest photos from Kazakhstan?
Hey! Maybe the day after tomorow 🙂 stay tuned!
hei Alle vier !!! danke für den spannenden Bericht und die super schönen Bilder .Sehr sehr beeindruckend .es ist so schön immer wieder etwas zu hören . Lukas ,ist es so schwer ,das „Haus“ zu lenken oder hast Du Dich überarbeitet ???kann ja ganz schön schmerzhaft sein so eine Entzündung .Kein Tennis spielen ,bitte ?Eure Bilder sind GROSSARTIG?bleibt gesund und drückt die Kleine von der alten Grosstante .
Lukas ,wie schön ist es , das Du so viel mit Lisanne zusammen sein kannst und sie den ganzen Tag erlebst .das können nicht alle Väter .??
Tennisarm vom Kinderschlagen ?