Meinen letzten Besuch an der Wolga, habe ich sehr gut in Erinnerung. Hätte ich damals bei der Annäherung an dieses Gewässer nicht gewusst, dass es sich um einen Fluss handelt, hätte ich es für einen See oder gar ein Meer gehalten. Er befindet sich im europäischen Teil von Russland und ist mit 3520 km der längs und wasserreichste Fluss des geografischen Europas, sowie der 17. größte Fluss weltweit. Wir waren mehrere Tage im Bereich von Samara bis Saratov an der Wolga unterwegs, sind mit dem Boot rausgefahren, waren Schwimmen und haben mit den Einheimischen den Abend verbracht. Die Wolga in dieser Gegend war sehr beeindruckend.
Aufgrund dieser Erinnerungen habe ich mich sehr gefreut die Wolga wieder zu sehen. Diesmal in einem Flussbereich der bei vielen Flüssen spannend und besonders schön ist: dem Delta. Die Wolga mündet bei der russischen Stadt Astrachan in das Kaspische Meer. Auf dem Weg von Georgien dorthin mussten wir zunächst erste über den Horizont hinaus reichende russische Getreidefelder und dann die ersten Steppenregionen Russlands passieren mit Salzseen und vieles, nicht zuletzt das Aussehen der Menschen, erinnerte sehr stark an die Mongolei.
Nach der Steppe und den Salzseen war der Kontrast den das Wolgadelta erzeugt groß. Plötzlich strotzte das Land nur so vor Wasser und Flussarmen, die mäandrierend durchs Land ziehen.
Weiter in Richtung kasachischer Grenze nahm diese Landschaft weiter zu. Aufgrund starker Regenfälle ist die Wolga über ihre Ufer getreten. Dies scheint sie jedoch nicht nur in diesem Jahr zu tun, denn Mensch und Tier schienen wunderbar daran angepasst. Besonders für die vielen Kuhherden und Pferde ist dieses Gebiet, zumindest zu dieser Jahreszeit, eine Wonne. Sie können frei herum laufen, ab und zu die Knöchel oder aber auch den ganzen Wanzt ins Wasser stecken. Toll! Den geht es richtig gut.
Wir hatten gehört, dass die Überfahrt über eine Brücke in dem Örtchen Krasyonar Yar Richtung kasachischer Grenze für Fahrzeuge über 4 t nicht möglich sei. Stattdessen sei nur der Weg über das 42 km entfernte Wolgograd möglich. Wir konnten und das nicht vorstellen, insbesondere da sich vor uns ein paar kasachische LKW auf der Straße befanden und die müssen es ja schließlich wissen. An der „Brücke“ angekommen, stellte sich heraus, dass es sich um eine Potonbrücke handelt. Wir schauten uns das ganze erst einmal an. Kleinere Transporter, die aber mindestens genau so schwer waren wie wir durften über die Brücke fahren. Tatsächlich war die Brücke bis 4 Tonnen begrenzt allerdings schien der „Brückenwart“ das Gewicht an der Größe und nicht am tatsächlichen Gewicht festzumachen. Und wir waren zu groß. Es gab jedoch eine Fähre, wir reihten uns in die Schlange der wartenden LKW ein aber es ging nicht voran. Ein LKW Fahrer sagt, die Fähre mache bis 14 Uhr Pause, ein anderer meinte sie sei defekt. Da beschlossen wir zunächst bis 14 Uhr zu warten. 14 Uhr kam und ging. Es tat sich nichts. Mittlerweile hatten wir herausgefunden das irgendwas tatsächlich defekt war, später erfuhren wir das nicht die Fähre defekt ist, sondern bei einem LKW bei der Abfahrt am anderen Ufer der Sattelbolzen gebrochen war und der Auflieger mit dem Kran geborgen werden musste. Irgendwann kam dann die Fähre. Wir standen weiter hinten in der Warteschlange aber da die Fähre nur mit einem 40 Tonner und maximal zwei 12 Tonnern fährt, durften wir bei der ersten Tour mit rüber.
Zusammenfassend lässt sich die Fähre als funktional beschreiben. Irgendwelche Sicherheitsvorschriften erfüllt sie garantiert nicht. Die Fähre besteht aus einer Plattform auf dem sich die LKW befinden und diese wird angetrieben von einer kleineren Schiff, die die Plattform verbunden über Ketten und einen alten Autoreifen schieben oder ziehen kann. Damit, wie Lukas sagt auch besoffen der Weg gefunden wird, wird die Plattform von an einem Drahtseil unter Wasser auf der Spur gehalten. Gekostet hat die Überfahrt 500 Rubel umgerechnet etwas mehr als 7 €. Einer der LKW Fahrer kommentierte das ganze nur mit: „Russia is a crazy house!“
Recht hat er. Aber es hat funktioniert und alle sind sehr nett.
Nathi
Hallo Nathi, Lukas, Lizanne und wauwau Binti, ich freue mich jedes Mal, wenn ich von Euch lese und so viel Interessantes erfahre, heute habe ich nochmal im großen Bertelsmann Weltatlas (1980) geblättert; wenn auch manche Grenzen sich etwas verschoben haben, die Wolga und das Kaspische Meer sind immer noch da, wo sie im vorigen Jahrhundert lagen! Von Salzseen hatte ich auch bisher noch nicht gehört! Ich denke mir, dass jeder Tag Euch neue Erlebnisse schenkt und hoffe, dass es immer gute sind! Das kleine Boot, das offensichtlich zum Ziehen des Ponton’s dort im Wasser liegt, erinnert mich ein wenig an das legendäre „Krokolino“, das jetzt im Sommer zwischen Weiss und Zündorf auf dem Rhein pendelt, jedoch nur für Fußgänger und Radler geeignet ist. Es hat aber neuerdings (das wurde zur Auflage gemacht) 25 Rettungswesten an Bord……Übrigens: optisch würde sich der Krokolino-Käp’ten in der Wolga-Umgebung hervorragend machen! Vor allen Dingen sehe ich, dass auch das Wetter mitspielt und auch Ihr sonnige Tage er- und verlebt! Weiter so, viel Freude, Gesundheit und das nötige Quantum Glück, das auch Ihr hin und wieder braucht! Ganz liebe Grüße von Köln ans Kaspische Meer, allzeit gute Fahrt, Grüße an Nathi, Dir einen 1. schönen Muttertag, Lisanne, Lukas und Binti von Ulla, Oma, Uri (Uhu)